Erst letztens habe ich gelesen, dass "Floaten die tiefste Entspannung erzeugt, die auf diesem Planeten möglich ist". Nachdem ich nun schon eine lange Zeit floate und über 30 Jahre das Sazen praktiziere, möchte ich diese Aussage so erweitern: Floaten ist die "tiefste" Erfahrung, die wir als Mensch machen können.
Natürlich ist es wie mit allem, man muss eine Motivation dazu entwickeln und sich die Zeit dafür nehmen. Es ist nicht anders wie im Yoga oder bei der Meditation: Floaten muss zumindest am Anfang geübt werden. Doch die Übungszeit ist im Vergleich zu den Mühen des Meditieren-Lernens recht kurz. Der Grund dafür ist einfach: Während man bei Yoga und Meditation über lange Zeit erst einmal den Körper „disziplinieren“ muss, damit sich die, in den Körperzellen gespeicherten, Verknotungen auflösen können, ist diese Zwangsmaßnahme beim Floaten nicht erforderlich. Der Körper wird sich selbst überlassen und aller Zwang von ihm genommen. Die Kontrolle darüber übernimmt das körpereigene Nervensystem. Was sich in der Disziplinierung des Körpers als Schmerz, Verspannungen und sogar Erkrankung ausdrückt, wird beim Floaten sanft aufgelöst und in die Freiheit entlassen. Wie das geschieht, bestimmt das körpereigene neuronale Steuerungssystem.
Das ist möglicherweise nicht weniger schmerzhaft, denn wenn sich beim Floaten plötzlich eine jahrzehntealte Verspannung löst oder ein traumatischer Knoten aufbricht, spüren wir den Energieabfluss sehr deutlich an der betreffenden Stelle. Doch da dieser Prozess durch das "Unbewusste" gesteuert wird, geht es rasch, vollständig und liebevoll vor sich.
Ist der Körper vorbereitet und hat sich das Gehirn an den neuen Zustand gewöhnt, folgt eine Phase der geistigen "Nullung". Das ist ein Vorgang, bei dem zunächst die Gedanken an externe Objekte verschwinden. Die Nullung endet damit, dass es keine Wahrnehmung irgendwelcher Objekte mehr gibt, nicht einmal des Körpers. Diesen Zustand nenne ich das „Off“. Es ist der gleiche offene Gewahrseinszustand, der in der Meditation angestrebt wird. Hier gibt es nur noch das Wissen um die eigene Existenz, ohne dass dies durch geistig oder materiell wahrgenommene Objekte eingeschränkt wird.
Es bleibt nur noch das Gewahrsein darüber, zu wissen, dass man ist. In diesem Zustand entstehen keine Gedanken oder Gefühle mehr von allein. Wenn welche entstehen, dann sind es aus noch unbewussten Bereichen eingespielte Informationen, die wachtraumartig erlebt werden oder es sind die Wahrnehmungen, die sich ergeben, wenn die bewusste Gedankentätigkeit wieder aufgenommen wird.
In diesem „Off“ herrscht eine vollkommene und offene Leere. Vergleichbar mit den traditionellen Bewusstseinszuständen des Samadhi, Satori oder Nirvikalpa.
Mit der Zeit können wir hier lernen, wie wir selbst unsere Gefühle wieder "zusammensammeln" und sie dann mental zu Gedanken erheben. Wir werden Zeuge eines profunden Schöpfungsprozesses, der sich in der Folge unausweichlich auf unser zukünftiges Verhalten und unser Wirken in der „Welt“ auswirkt. Wenn wir aus diesem unpersönlichen "Off" wieder wacher werden, entsteht auch wieder die gedankliche Persönlichkeit. Doch nun ist sie ein klein wenig modifiziert. Manchmal sogar unmerklich verändert und doch hat jede Nullung ins „Off“ eine nicht rückgängig zu machende Wirkung auf unser Sein.
Wir konnten feststellen, dass es im "Off" keine messbaren höher frequenten Gehirnwellen mehr gibt, sondern nur noch delta & theta Wellen. Das entspricht eigentlich einem komatösen Zustand, doch hier spielt uns wohl die Messtechnik einen Streich. Ich möchte es einmal so ausdrücken: Im „Off“ sind wir als Geistwesen nur noch zu einem geringen Teil im Körper anwesend und je mehr wir wieder anwesend werden (fühlen/denken) desto mehr alpha/beta/gamma Gehirnwellen entstehen und desto mehr werden wir uns wieder über unsere weltliche Existenz bewusst.
Damit entspricht die erste Phase dieses Prozesses modellhaft der Auflösung und die zweite einer Neu-Strukturierung. In beiden Phasen sind wir in der Lage unsere Glaubenssysteme aufzugeben und andere Vernetzungen aufzubauen. Diese neuen oder veränderten Strukturen, die bis zu Modifikationen des neuronalen Gewebes im Gehirn reichen, erlauben uns dann Erkenntnisse um unser weltliches Leben zu verändern!
Die Wege des Floatens und der Meditation scheinen auf den ersten Blick völlig verschieden zu sein, führen jedoch in den gleichen tiefen Zustand des „Off“. Dieser Zustand des „Off“ , auch als Samadhi, Satori oder Nirvikalpa bezeichnet, ist unabhängig von der Methode, mit der er erreicht wird. Es ist immer der gleiche Zustand, denn es gibt nur diesen einen.
Doch während es in der meditativen Tradition oft viele Jahre dauert den Zustand der "Leere" zu erreichen, kann er durch Floaten bereits nach wenigen Stunden eintreten. Diese massive Erfahrung ist nicht allen Menschen sofort zugänglich. So wie es einen Übungsweg in der Meditation gibt, der zur Erfahrung des Satori führt, so gibt es auch in der sensorischen Deprivation eine notwendige Vorbereitung, bevor sich das torlose Tor öffnet. Alle Erlebnisprozesse sind hier ganz individuell vom eigenen Wesen gesteuert und nichts passiert zum Schaden des Erlebenden.
Da an diesem Punkt die rational-intellektuelle Wahrnehmung und das wortgebundene Denken endet, ist über die "OFF" Erfahrung hinaus keine Berichterstattung möglich. In hunderten von Floating Sessions konnten wir erleben, wie die Floater uns mit leuchtenden Augen gegenüber saßen und nach Worten rangen, um auszudrücken, was sie erfahren hatten.
Regelmäßig endeten diese Versuche mit Tränen der Erkenntnis und der Ergriffenheit, während eine spürbare Veränderung der Raumatmosphäre eintrat.
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